Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche. Wie lässt sie sich menschlich gestalten? Zu dieser Frage steckten am 23. und 24. September in Aachen rund 50 Menschen ihre Köpfe zusammen, die sich beruflich in der Sozialen Arbeit engagieren. Sie diskutierten Chancen und Grenzen der Digitalisierung in der Beratung, Begleitung und Unterstützung unterschiedlichster Bevölkerungsgruppen.
Veranstalter des Barcamps in der Bischöflichen Akademie: die StädteRegion Aachen. Dr. Michael Ziemons ist Dezernent für Gesundheit, Soziales und Digitalisierung. Aus eigener Anschauung weiß er, was auf die soziale Landschaft zukommt: Behörden müssen laut Gesetz bis Ende 2022 viele hundert Vorgänge digitalisiert haben. Damit dies bürger- und bedienungsfreundlich geschieht, braucht Ziemons eine aktive Mitwirkung aus dem Bereich der Sozialen Arbeit.
Dieses Mammutprojekt aus der Betroffenheit als zuständiger Dezernent ist aber nur ein Beispiel. Im Kern sind alle Träger der sozialen Arbeit vor solche Fragen gestellt: Wie können wir die Chancen in der Digitalisierung nutzen, das menschenfreundliche Potenzial von Technologien ausschöpfen, uns bei formalen Verwaltungsvorgängen, unnötigen Wartezeiten und Fahrten entlasten? Gut konzipiert und eingesetzt, können Informations- und Kommunikationstechnologien ein Segen sein.
Im Barcamp trugen Impulsgebende und Teilnehmende ihre Gedanken, Ideen und Vorschläge zusammen. Ein reicher Strauß an Themen lag auf dem Tisch: mit Podcasts am Puls der Zeit sein, barrierefreie Medien entwickeln, über Social Media junge Menschen erreichen, digitale Lernorte für Senioren anbieten und gute Lösungen für das eigene Wissensmanagement finden, und vieles mehr. Verbindende Linien: Nicht die Risiken, sondern die Chancen standen im Vordergrund.
Weiteren Rückenwind für die Frauen und Männer aus der Sozialen Arbeit gab die Aachener Unternehmens- und Politikberaterin Andera Gadeib. Sich passgenau aus dem Meer der digitalen Möglichkeiten zu bedienen, einfach mal zu beginnen, ohne Anspruch auf Perfektion, lautete ihr Plädoyer. Und, zweiter Gedanke: nicht einfach alles wie bisher machen, halt nur digital, sondern die eigenen Abläufe vor der Digitalisierung kritisch prüfen, im Sinne der Menschen, um die es geht.
Der Zug der Digitalisierung lasse sich nicht aufhalten, resümierte Dr. Michael Ziemons. Aus seiner Arbeit als Dezernent kennt er viele Beispiele, die das menschenfreundliche Potenzial der Technologie aufzeigen. Beispiel Altenhilfe: Das Videokonferieren mit Angehörigen, das wegen Corona eine Zeit lang die einzige Chance des Kontaktes darstellte, möchten viele Bewohner von Seniorenzentren auch jetzt nicht missen. Das Digitale und das Internet gehen nicht mehr weg, betonte Ziemons.
Die Freude am interdisziplinären Austausch war mit Händen greifbar bei diesem Barcamp. Dieses Format der Vernetzung und gegenseitigen Inspiration soll daher nächstes Jahr fortgeführt werden, kündigte der Dezernent der StädteRegion an. Neben der freien Wohlfahrtspflege sollen dann weitere Kooperationspartner mit an Bord sein, damit die Reichweite steigt. Schließlich geht es darum, die von allen vernetzt geleistete Arbeit mit den Menschen gemeinsam stetig weiterzuentwickeln.