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Kirche und koloniales Erbe

Rolle und Beteiligung der Kirchen am Kolonialismus: Erstmalig haben sich katholische Akademien in Deutschland zusammengeschlossen, um diesen relevanten Baustein zur Aufarbeitung beizutragen.
Hand einer Schwarzen Person mit Bibel
Datum:
Donnerstag, 15. Mai 2025 12:15 - Freitag, 16. Mai 2025 13:30
Art bzw. Nummer:
A 38848
Ort:
Bischöfliche Akademie Aachen
Leonhardstraße 18-20
52064 Aachen

Die Rolle und Beteiligung der Kirchen, auch der katholischen, am Kolonialismus ist bisher nur unzureichend erfasst und aufgearbeitet. Doch hat der postkoloniale Diskurs Denkprozesse in Theologie, Kirchen und Gemeinden angestoßen. Wie kann eine erfolgreiche Aufarbeitung der Kolonialgeschichte gelingen? Was ist bisher geschehen und muss noch geschehen? Erstmalig haben sich hier mehrere Akademien der Bistümer zu einer Tagung zusammengeschlossen, um das Thema in den Fokus zu rücken.

Die Tagung richtet sich sowohl an hauptamtlich Mitarbeitende, Multiplikator:innen, politisch Interessierte und Ehrenamtler:innen der deutschen Mehrheitsgesellschaft als auch an BIPoCs, Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete.

 

Streaming der Panels

Die Vorträge der Panels am Donnerstag, 15. Mai 2025, können kostenfrei über YouTube gestreamt werden. 

Link zum Youtube-Livestream: https://youtube.com/live/GJlehnBCHww

Bei Fragen, Problemen oder Anmerkungen zum Livestream wenden Sie sich bitte an: laura.buettgen@bistum-aachen.de

 

Programm

Donnerstag, 15. Mai 2025

12.15 Uhr Anmeldung, Ankommen, Imbiss

12.45 Uhr Begrüßung und Einführung
Dr. Laura Büttgen, Dr. Daniela Kalscheuer, Emilene Wopana Mudimu, Wilfriede Stallmann

13.30 Uhr Warm up
Marianne Pötter-Jantzen

14.15 Uhr
Panel I: Historische und postkoloniale Perspektiven auf Kirche und Kolonialismus in Deutschland (hybrid)
Dr. Sebastian-Manès Sprute, Prof. Dr. Aram Ziai


15.15 Uhr Diskussion und Austausch

16.00 Uhr Kaffee und Kuchen

16.15 Uhr
Panel II: Perspektiven zur Bedeutung von Kolonialismus und Mission für Kirche und Gesellschaft (hybrid)
Dr. Fana Schiefen, Dr. Raoul Bagopha

17.15 Uhr Diskussion und Austausch

18.00 Uhr Abendessen

20.00 Uhr Abendprogramm
„Dahomey“: eine kritische Filmbetrachtung
Dr. Daniela Kalscheuer

 

Freitag, 16. Mai 2025

08.00 Uhr Frühstück

09.00 Uhr Morgenimpuls

09.30 Uhr Workshops
1 Einstieg: Sensibilisierungstraining – „Und jetzt ich?"
Marianne Pötter-Jantzen

2 Vertiefung: Werkstattbericht & „How to“-Anleitung
Dr. Sebastian-Manès Sprute, Dr. Daniela Kalscheuer

3 Forum: Postkolonialismus und katholische Gemeinden - Herausforderungen und Chancen
Judit Alema, Fratho Sonka

12.15 Uhr Mittagspause

13.00 Uhr Abschluss, Auswertung, Ausblick
Dr. Laura Büttgen, Dr. Daniela Kalscheuer

13.30 Uhr Ende der Tagung

 

Die Referierenden und ihre Vorträge

Dr. Sebastian-Manès Sprute arbeitet momentan an der Aufarbeitung der Provenienz der Missionssammmlung des Evangelisch-Lutherischen-Missionswerkes Niedersachsen in Hermannsburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der (Post-)Kolonialen Provenienzforschung, der Kolonialgeschichte West- und Zentralafrikas und der kulturwissenschaftlichen Zeitforschung.

Vortrag: "Und brich in Satans Reich mit Macht hinein" - Mission und koloniale Kulturguttranslokation

In den Missionsmuseen und -sammlungen Deutschlands befinden sich noch heute zahlreiche außereuropäische Kulturgüter aus der deutschen Kolonialzeit. Die in den zumeist nur wenig bekannten Sammlungsinstitutionen verwahrten Bestände bestehen dabei nicht selten aus einer Vielzahl an in spiritueller Hinsicht hochgradig sensiblen Objekten, die im Sinne der zeitgenössischen Vorstellung eines "Missionskrieges“ zu "Gefangenen“ gemacht wurden. Eine in dieser Hinsicht zentrale und in wohl allen Missionssammlungen präsente Objekt- bzw. Subjektkategorie stellt dabei diejenige der figürlichen Ahnenrepräsentationen dar, oft als „Götzen“ oder „Fetische“ geringeschätzt. Der Vortrag veranschaulicht die Rolle der Mission bei der kolonialen Kulturguttranslokation am Fallbeispiel des Exodus von Ahnenreliquiarfiguren aus dem deutsch-kolonialen Südkamerun und sucht die Problematiken im Umgang mit derart sensiblen Objekten, insbesondere in Hinsicht auf deren Restitution, zu skizzieren.

 

Prof. Dr. Aram Ziai, Professor für Entwicklungspolitik und Postkoloniale Studien, Direktor des Global Partnership Network, Universität Kassel

Vortrag: Dekolonisierung der Entwicklungszusammenarbeit

Entwicklungszusammenarbeit entstand Mitte des 20. Jahrhunderts als neue Form der Partnerschaft zwischen globalem Norden und globalen Süden, zu einer Zeit, als sich der Kolonialismus dem Ende zuneigte. Was also gibt es da zu "dekolonisieren"? Der Vortrag identifiziert einige koloniale Elemente und Versuche, diese zu überwinden.

 

Dr. Fana Schiefen ist Studienrätin im Hochschuldienst für Systematische Theologie und ihre Didaktik am Institut für katholische Theologie an der Universität zu Köln. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Rassismuskritische und Postkoloniale Theologien, Gedächtnistheorien und Erinnerungskulturen, Philosophie der Dekonstruktion, Säkularisierungsprozesse, Religionskritik und Religiöse Indifferenz. 

Vortrag: Postkoloniale Glaubensverantwortung. Einblicke in die systematisch-theologische Auseinandersetzung mit postkolonialer Kritik

Die christlichen Theologien stellen sich vermehrt der Aufgabe, ihr koloniales Erbe zu reflektieren. Sie beschäftigen sich mit dem kritischen Aufdecken noch immer wirksamer kolonialer Machtstrukturen und vor allem mit deren theologischer und kirchlicher Legitimierung. Dazu gehört auch eine systematische Auseinandersetzung der europäischen (und nicht mehr eurozentrischen) Rezeption postkolonialer Studien. Im Vortrag werden erstens wichtige Begriffe und Methoden postkolonialer Diskurskritik eingeführt, zweitens theologische und kirchliche Legitimierungsstrategien kolonialer Machtstrukturen freigelegt und drittens ausgewählte Rezeptionen post- und dekoloniale Ansätze innerhalb der Theologie vorgestellt. Vor diesem Hintergrund sollen Chancen und Herausforderungen für die gegenwärtige Theologie diskutiert werden. 

 

Dr. Raoul Bagopha, geboren und aufgewachsen in Kamerun, studierte Politikwissenschaften und arbeitet als Regionalreferent in der Abteilung für internationale Zusammenarbeit des Bischöflichen Werks Misereor. Er ist Mitglied verschiedener Arbeitsgruppen zum Thema Dekolonialisierung innerhalb und außerhalb von Misereor.

Vortrag: Kolonisierte sind nicht ohnmächtig!

Kolonialismus wird im Allgemeinen als Synonym für eine Ideologie verwendet, die durch das Binom Kolonisator als Herrscher und Kolonisierte als Beherrschte gekennzeichnet ist. Diese Auffassung von Kolonialismus hat eine solide Grundlage. Gleichzeitig gilt es, die Falle des vereinfachenden Diskurses zu vermeiden, der manchmal mit dem Begriff des Kolonialismus einhergeht. Der vorliegende Beitrag ist ein Plädoyer für einen differenzierten Diskurs über Macht, der sich auf den Begriff der Ambivalenz konzentriert. Der Fokus liegt auf Kolonisierten Menschen und Gemeinschaften, ihrer Handlungsmacht, ihrem Widerstandswillen und dem smarten Umgang mit dem kolonialen Erbe.

Die Workshops und ihre Leitungen

1

Marianne Pötter-Jantzen, Referentin für Politik und Globale Zukunftsfragen, Misereor

Einstieg: Sensibilisierungstraining - Und jetzt ich? 

Dieser Workshop richtet sich an weiße Personen, die sich neu mit dem Komplex koloniale Kontinuitäten und Rassismus befassen. Wir reflektieren unbewusste Prägungen und Vorannahmen und loten nächste Schritte auf einem anti-rassistischen Weg aus. 
 

2

Dr. Sebastian-Manès Sprute, Ethnologe und Afrikawissenschaftler,
Dr. Daniela Kalscheuer, Filmhistorikerin und Dozentin bei Haus am Dom - Katholische Akademie Rabanus Maurus

Vertiefung: Wo Schatten ist, da ist auch Licht? – Ein Werkstattbericht 

Die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte und letztlich auch die Restituierung von geraubten Kulturgütern scheitert nicht zuletzt bis heute auch daran, dass die hierfür notwendigen multiplen Perspektiven und Akteure kaum in den Prozessen abgebildet werden können. Zudem wirken die kolonialen Ungleichheiten bis heute nach. Wie kann ein solcher Prozess gelingen? Am Beispiel des Pallottinerordens soll in einem Werkstattbericht über den Stand eines solchen Aufarbeitungsprozess Auskunft gegeben werden.

3

Judit Alema, Politikwissenschaftlerin
Fratho Sonka, Diplomtheologe, Abteilung Weltkirche im Bischöflichen Generalvikariat Münster, Seelsorge in anderen Sprachen und Riten, Beauftragter für die Katholischen Ostkirchen

Forum: Muttersprachliche Gemeinden im Kontext von Kirche und koloniales Erbe- Herausforderungen und Chancen 

Das koloniale Erbe ist ein komplexes und schmerzhaftes Kapitel der Geschichte, das bis heute in vielen Gesellschaften nachwirkt. Auch die Kirche und muttersprachliche Gemeinden sind von diesem Erbe betroffen und stehen vor der Aufgabe der Aufarbeitung.
Im Workshop gehen wir folgenden Fragen nach: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen den Territorial Gemeinden und Muttersprachlichen Gemeinden? Gibt es eine Aufarbeitung des kolonialen Erbes? Wie können die Perspektiven und Erfahrungen muttersprachlicher Gemeinden stärker in den Aufarbeitungsprozess einbezogen werden? Welche Chancen bietet die Auseinandersetzung mit dem Postkolonialismus für eine Weiterentwicklung der Kirche und ihrer pastoralen Arbeit?
 

Awareness

Sollten Sie während der Veranstaltung Diskriminierungserfahrungen machen oder Gesprächsbedarf haben, steht Ihnen entweder im Veranstaltungsraum oder auch bei Bedarf in einem separaten Raum 

Emilene Wopana Mudimu

zur Verfügung.

 

Förderung

Die Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Sozialer Bildungswerke e.V. (AKSB) ist anerkannter Träger der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). 

 

bpb - Anerkannter Bildungsträger Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (AKSB e.V.) wertevoll politisch bilden - Mitglied der AKSB.de

Organisatorisches

Veranstalterinnen

Akademie Franz Hitze Haus, Münster, Haus am Dom - Katholische Akademie Rabanus Maurus, Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen, Katholische Akademie des Bistums Hildesheim und Bischöfliche Akademie des Bistums Aachen

 

Leitung          

Dr. Laura Büttgen, Dozentin, Bischöfliche Akademie 

 

Referent:innen

Dr. Sebastian-Manès Sprute, Ethnologe und Afrikawissenschaftler

Marianne Pötter-Jantzen, Referentin für Politik und Globale Zukunftsfragen, Misereor

Prof. Dr. Aram Ziai, Professor für Entwicklungspolitik und Postkoloniale Studien und Direktor des Global Partnership Network, Universität Kassel

Dr. Fana Schiefen, Katholische Theologin, Universität zu Köln

Dr. Raoul Bagopha, Misereor- Referent

Judit Alema, Politikwissenschaftlerin

Fratho Sonka, Diplomtheologe, Abteilung Weltkirche im BGV Münster, Seelsorge in anderen Sprachen und Riten, Beauftragter für die Katholischen Ostkirchen

Dr. Laura Büttgen, Dozentin und Moderatorin der Tagung

Dr. Daniela Kalscheuer, Filmhistorikerin und Moderatorin der Tagung

 

 

Kosten

94,50 € Seminarbeitrag und Verpflegung ohne Übernachtung und Frühstück / 74,50 ermäßigter Preis* 

Eine Übernachtung mit Frühstück kann hinzugebucht werden: 

54,50 € (Einzelzimmer)
40,50 €  (Doppelzimmer bei Belegung durch zwei Personen) 

* Die Ermäßigung gilt für Schüler:innen, Studierende (bis zur BAföG-Fördergrenze, das Studium wurde also vor Vollendung des 45. Lebensjahres begonnen), Auszubildende, Bundesfreiwilligendienste sowie Empfänger:innen von Grundsicherung und Arbeitssuchende. Bitte legen Sie einen Nachweis zu Beginn der Veranstaltung vor.

Den Tagungsbeitrag zahlen Sie bitte bei Ankunft an der Rezeption, bar oder per EC-Karte (keine Kreditkarten).

 

Anmeldung

Bitte melden Sie sich über das Anmeldeformular auf dieser Seite an.

Bei Rückfragen erreichen Sie uns unter:

0241 47996-25

ichnehmeteil@bistum-aachen.de 

Bischöfliche Akademie
Leonhardstraße 18-20
52064 Aachen

Anmeldeschluss: 06.05.2025

Alles rund um die Anmeldung und die Stornierung finden Sie in unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen.

Es gibt noch freie Plätze

Anmeldung zu einer Mehrtagesveranstaltung

Das Geburtsdatum wird nur für Prüf- und statistische Zwecke nach dem Weiterbildungsgesetz NRW verwendet.

 

Übernachtung und Verpflegung

 

Ermäßigung

Bitte legen Sie einen Nachweis bei Anreise vor.

 

Bemerkungen

 

Newsletter und Programmheft 

 

Einwilligung zur Datenspeicherung, -verarbeitung und zu den Allgemeinen Geschäftsbedingungen

Hier finden Sie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen.


Bitte kontaktieren Sie uns per E-Mail oder telefonisch, falls Sie keine automatische Anmeldebestätigung nach dem Abschicken dieses Formulars erhalten.