Vorlesung im Rahmen der Ringvorlesung „Einigungen und Trennungen im Glauben - 1700 Jahre erstes Ökumenisches Konzil von Nicäa (325)“:Neo-Arianismus: Wer akzeptiert bis heute die Ergebnisse von Nizäa nicht?

Als ein erstes gemeinsames Konzil hat Nicäa geeint:
Es versammelte etwas über 200 Bischöfe aus den Teilen der Erde, in denen zu der Zeit Gemeinden der christlichen Mehrheitskirche bestanden, auf Einladung eines Kaisers, der nach der Zeit der verbissenen Verfolgung der jungen Glaubensgemeinschaft für deren Stärkung und Schutz sorgte und aus realpolitischen Motiven auf ihre größtmögliche Geschlossenheit drängte. Eine zentrale theologische Fragestellung war Auslöser für die Zusammenkunft in der heutigen Türkei: Arius, ein Priester aus Alexandria, war der prominenteste Vertreter einer Sicht auf das Verhältnis von Gott Vater und Sohn, die Christus nicht im vollen Sinn als göttliches Wesen ansah. Das Bekenntnis, das die Konzilsväter formulierten, fasste dagegen die Glaubenswahrheit zusammen, wie sie heute in der katholischen Kirche, der orthodoxen Kirchenfamilie, den meisten Reformationskirchen und überhaupt für die große Mehrheit des Christentums gilt: Jesus Christus ist „Gottes eingeborener Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen“.
Als ein erstes gemeinsames Konzil hat Nicäa Trennungen vorbereitet:
Mit der Entscheidung, Jesus Christus als wesenseins mit Gott zu bekennen, manifestierte sich das „parting of the ways“ von christlicher Kirche und jüdischer Glaubensgemeinschaft, aus der sie hervorgegangen war. Das Konzil bestimmte den Sonntag als Versammlungstag der Kirche und ließ damit den Sabbat hinter sich, ebenso wie den Bezug zum Pessachfest durch die Festlegung des Osterfesttermins auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Die Formulierung des Glaubensbekenntnisses zog neue Fragen zur Christologie und zur Dreieinigkeit Gottes nach sich, vor allem zum Verhältnis der drei göttlichen Personen untereinander. Die Entwicklung sollte unter Mitwirkung Kaiser Karls des Großen in die westliche Einfügung des „filioque“ ins Glaubensbekenntnis münden, aus dem Vater „und dem Sohn“ – ein wichtiger Grund für die spätere Trennung von lateinischer Kirche und griechischer Orthodoxie im Jahr 1054.
Als ein erstes gemeinsames Konzil hat Nicäa Relevanz für heute.
Was glauben Menschen heute, wenn sie sich zur christlichen Dreifaltigkeit bekennen? Wie viel Vor- und Nichtnicänisches steckt in den gläubigen Köpfen, bewusst oder unbewusst? Welche Spannungen können im Schnittpunkt von Glauben, Theologie, Kirchenpolitik und staatlichen Interessen entstehen?
Mit den Lernerkenntnissen aus der Ringvorlesung lässt sich
1. das Umfeld des Konzils kirchenhistorisch und machtpolitisch verstehen,
2. die Grundlegung des christlichen Trinitätsglaubens erfassen,
3. die Konsequenz für das Gottesbild unter den Einflüssen der heutigen Welt mitvollziehen.
Organisatorisches
Veranstalter:innen
RWTH Aachen University in Kooperation mit der Bischöflichen Akademie des Bistums Aachen
Leitung
Dr. Jörg Fündling, Professurvertreter für Kirchengeschichte, Institut für Katholische Theologie, RWTH Aachen University
Dr. Steffen Jöris, Dozent für Neues Testament und Urchristentum, Institut für Katholische Theologie, RWTH Aachen University
Dr. Angela Reinders, Bischöfliche Akademie, Direktorin
Referent
PD Professurvertreter Dr. Johannes Grössl, Universität Würzburg
Kosten
Die Vorlesungen sind kostenfrei.
Anmeldung
Wer die Ringvorlesung nicht im Rahmen des Studiums belegt hat, meldet sich bitte über das Anmeldeformular auf dieser Seite an.
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Bischöfliche Akademie
Leonhardstraße 18-20
52064 Aachen
Anmeldefrist: 08.07.2025
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